Ungewollter Beifang

Ostfriesenaal

Stammnaffe
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31 Dezember 2016
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133
Ort
Ostfriesland
Moin!
Ich hoffe ich bin hier richtig für meine kleine Frage.

Vermutlich kennen die meisten das Problem: Man angelt auf 100-150m Tiefe, bekommt einen Biss und fängt einen Dornhai. Natürlich war das nicht der geplante Fisch und man müsste ihn wieder freilassen. Doch verträgt der Fisch die enormen Druckschwankungen und überlebt die Strapazen oder wird er ohnehin verenden und es wäre waidmännischer ihn abzustechen?
Was sind da eure Erfahrungen?
 
Dem ist nicht mehr hinzuzufügen - Frage beantwortet :)
Noch eine kleine Anmerkung: Um Haie zu vermeiden hilft es, nicht ganz so hart am Grund zu fischen.
 
Und zumindest bei katzenhaien hat der Verzicht auf leuchtklimbim einen signifikanten Rückgang der plagegeister zur Folge.
 
Moin,

na so einfach ist es nicht.. denke ich..:a0155:
Keine Schwimmblase => kein Barotrauma => kein Problem :a0155: Heilbutt?

Es geht vielmehr darum, dass sich GASE unter geringem Druck im Volumen ausdehnen.
Dabei ist es egal, ob es in der Schwimmblase stattfindet oder eingelagert im Gewebe im Blut etc...
Beim Lumb sieht man der Haut an, wie hoch die Drillgeschwindigkeit ist.
Wenn man dem Rotbarsch richtig Zeit gibt, bleibt das Auge flach und ist ganz klar ...

Das ein Fisch mit Schwimmblase, aber größere Folgen durch ein Barotrauma davonträgt, als einer ohne würde ich auch annehmen.

Zur Vermeidung:

In den Tiefen wo man auf diese Kumpels trifft, erwarte ich über Grund XXL Leng oder XXL Lumb, ggf. mal ein HB. weit darüber RB.
Also bei kleinen Fischfetzen >10m über Grund bleiben ansonsten ganzer Fisch und der Hai bleibt weg.. fast immer...:a045: oder er ist größer als 1m.

Gruss

Kveite
 
Haie und Rochen haben mit dem Druckunterschied kein Problem. Wir tauchen im Trondheimfjord mit Chimären. Die sind nachts auf 10-30 m und tagsüber sieht man sie nicht mal in 50 Metern. D.h. sie machen jeden Nacht freiwillig eine Vertikalwanderung von wenigstens 80-100 Metern und zwar vermutlich recht zügig, denn nach Einbruch der Dunkelheit sind sie sehr schnell da.
Fische atmen ja unter Wasser keine Luft oder anderes Gas. Deswegen bilden sich keine Mikrobläschen (Bends) im Blut und Gewebe. Flüßigatmung ist beim Menschen nicht wirklich durchführbar. Die Navi experimentiert(e) angeblich damit und ansonsten ist der Film "The Abyss" tatsächlich gar nicht so weit weg von der Problematik. Also: Haie und Rochen zurück, wenn sie nicht anderweitig zu sehr verletzt. Zudem steht der Dornhai ja auch in Norwegen unter Schutz und darf so oder so nicht im Boot bleiben.
 
Dass Haie keine Schwimmblasen haben, war mir bekannt. Aber ich dachte auch, dass der starke Druck die Organe, Adern etc stauchen würde und wenn der Fisch binnen weniger Minuten an die Oberfläche gezerrt wird, sich die Innereien ausdehen und Risse bekommen könnten oder in ausgedehnten Adern durch den Unterdruck Gase entstehen, wie Norge Extreme es auch vermutete. Vielleicht sind Knorpelfische aber ja auch einfach robuster was dies betrifft.
Aber am besten ist es natürlich zu vermeiden, dass die überhaupt anbeißen. Daher vielen Dank für die Tipps @Nordkind und @MrFloppy!

Allerdings bin ich jetzt etwas wegen dem Rochen verwirrt. Zwar wusste ich, dass man den fangen kann, aber nicht, dass der auf der Verbotsliste steht. Ehrlich gesagt, konnte ich den gerade bei einer kurzen Suche auf keiner Liste finden. Weder bei den Mindestmaßen noch bei den Artgeschützten. Muss der freigelassen werden oder ist das eher eine selbstauferlegte Regel? Ich habe nämlich von einem Bekannten aus England gehört, dass ein Nagelrochen verdammt lecker sin soll.
 
Moin,

ich versuche das mal aufzudröseln, mit meinem soliden Halbwissen. :a0155: :a055:
Der Fisch filtert Sauerstoff aus dem Wasser. Wir atmen auch nur Luft, um den kleinen Anteil von Sauerstoff aus der Luft zu extrahieren. O2 ist ein Gas und Gase sind kompressible (zusammendrückbar).

Man kann problemlos 2000 Liter O2 in einer geeigneten kleinen Flasche transportieren. Je nach Umgebungsdruck hat die gleiche Menge O2 ein anderes Volumen. Der Druck des eingelagerten O2 sollte also mit dem Wassserdruck identisch sein.

Das ist vermutlich unstrittig?!

Wenn der Fisch das im Körper angereicherten O2 nicht schnell genug durch Sauerstoff des richtigen Drucks austauschen kann (Drill), expandiert der Sauerstoff (nimmt im Volumen zu, soweit die Körperhülle des Fisches es nicht verhindert).

Je tiefer das Wasser umso relevanter ist dieser Effekt. Das gilt für Knochentiere, Fische Säugetiere gleichermaßen.

Entscheidend für eventuelle Schäden am Fisch ist das Tempo bei Tiefenänderungen. Fische wechseln die Tiefe.. das ist richtig… aber langsam. Aus Angelvideos unter Wasser sieht man schön, wenn der Fisch attackiert und sich abwendet, geht es sofort wieder auf Tiefe. Untersuchungen von C&R haben auch gezeigt, dass Fische sofort auf die Fangtiefe zurückkehren.

Was heißt das für den Hai? Ich weiß es nicht genau!

Der Drill stresst den Hai auf jedenfall erheblich, vielleicht mehr als das „Barotrauma“. Der Hai benötigt im Drill viel Energie (Zuckerverwertung ohne Sauerstoff). Dabei entsteht als Abfallprodukt Laktat. Der Spitzensportleer weiß was das bedeutet.

Also egal ob geschädigt oder nicht, zunächst vermeiden und dann zurücksetzen.

Mehr als sterben kann er nicht.

Gruss

Kveite
 
Moin Ostfriesenaal,

essen kann man fast alles....Die Isländer buddeln den Hai ein und wenn erordentlich verfault (fermentiert) ist, essen die den.
Ist auch eine Delikatesse.

Mal Spass beiseit..die Wahrscheimlichkeit, dass Du einen Rochen fängst ist sehr gering, was auch daran liegt,
das die insbesondere bei uns in der Nordsee, fast ausgerottet sind.
Die Flügel kann man essen (90% verschnitt am Fisch?!), so wie man aus den Bauschlappen des Dornhais (?) die Schillerlocke machen kann.
Ich hab das mal probiert ...:bindagegen:

Jeder Kleinköhler schneck sicher besser .

Für mich ist es eine freiwillige Selbstbeschränkung.

Gruss

Kveite
 
Jeder Kleinköhler schneck sicher besser .
Gebe Kveite uneingeschränkt recht: Jeden "Schwanz" muss man nicht mitnehmen. Vielmehr sollten wir uns als Angler freuen, wenn (egal ob Hai oder Rochen) sich so ein urzeitliches Relikt an den Haken verirrt und verdient dann den möglichst respektvollsten Umgang. Ich weis, dass es da andere Meinungen gibt. Aber der Hai gehört genau so zur beeindruckenden Unterwasserwelt von Norwegen. Und schließlich war er schon vor uns da!
 
Moin Moin,
die Isländer vergraben den Eishai, danach wird er noch für Wochen in den Wind gehängt, der stinkt bestialisch nach Ammoniak( so ist das halt ohne Niere) egal.
Pass lieber auf , dass du nicht mit den zwei Stacheln an den Flossen in Berührung kommst. Die Burschen sind ziemlich kräftig und wendig.Wenn möglich außerhalb des Bootes abhaken. Die sind ziemlich zäh und überleben den Drill eigentlich ganz gut. Ich finds gut, dass die in Norwegen unter Schutz stehen.
 
Also wenn es euch tröstet, ich hatte nie vor Dornhai mitzunehmen. Bei der Reproduktionsrate von dem Fisch kann man ohnehin nur hoffen, dass sich die Art erholt und auch wenn mir Schillerlocke sehr gut schmeckt, esse ich die schon aufgrund der sehr hohen Giftbelastung nicht. Mir ging es bei diesem Thema allein darum, ob ein Dornhai die Strapazen vom Drill überlebt, weil wir das in unserer Angeltruppe diskutiert hatten und ich gerne die Meinungen und Erfahrungen von anderen hören wollte.
Bei dem Rochen bin ich mir ehrlich unschlüssig. Vermutlich würde das spontan auf dem Boot entschieden werden. Fangen möchte ich so einen Fisch aber wirklich nicht, denn Angeln ohne die Fänge zu verwerten macht nur halb so viel Spaß.
 
Nicht wirklich. Einen Dornhai würde ich wieder einsetzen, aber lieber das Fangen vermieden. Denn Angeln ohne die Fänge zu verwerten macht mir weniger Spaß. Ist der Genuss von selbstgefangenem Fisch nicht der beste Abschluss vom Angelerlebnis?
Ich wollte nur wissen, ob ich den Dornhai ohne schlechtes Gewissen freilassen könnte oder ob er dann langsam verendet und sich quält.
 
ganz bestimmt, man kommt nur in die Bredoullie, wenn schon genug Fisch zum verwerten gefangen ist und doch noch ein bischen Leidenschaft in den Adern pulsiert. Da fällt es manchmal schwer sich zu bescheiden
 
Also wenn es euch tröstet, ich hatte nie vor Dornhai mitzunehmen. Bei der Reproduktionsrate von dem Fisch kann man ohnehin nur hoffen, dass sich die Art erholt und auch wenn mir Schillerlocke sehr gut schmeckt, esse ich die schon aufgrund der sehr hohen Giftbelastung nicht. Mir ging es bei diesem Thema allein darum, ob ein Dornhai die Strapazen vom Drill überlebt, weil wir das in unserer Angeltruppe diskutiert hatten und ich gerne die Meinungen und Erfahrungen von anderen hören wollte.
Bei dem Rochen bin ich mir ehrlich unschlüssig. Vermutlich würde das spontan auf dem Boot entschieden werden. Fangen möchte ich so einen Fisch aber wirklich nicht, denn Angeln ohne die Fänge zu verwerten macht nur halb so viel Spaß.

Rochen kann man ohne Probleme zurücksetzen.
Habe auch schon innerhalb von 10 min 2x den selben Rochen gefangen (und wieder zurückgesetzt).
Die sind hart im nehmen.

VG
 
Irgendwo in Kutter und Küste (oder ähnlich) haben sie mal (Zeitschrift aus 2016) getestet wie gut es Fische überleben wenn man sie aus X Metern hoch kurbelt und dann wieder reinwirft. Testfische waren Dorsche, die aller meisten haben überlebt.
 
Vielen Dank für die Studie. Bisher kannte ich nur eine Studie über Ostseedorsch sowie über Aal (die trotz Haken im Magen überleben), aber diese hier ist besonders Interessant, weil das Barotrauma beleuchtet wird. Ich werde mir die heute Abend mal in Ruhe durchlesen.
 
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