AW: NORD-Norge vom 15.05.2009 bis 15.10.2011
Sowohl meine Nachbarn als auch der Vermieter erwiesen sich als sehr nette und hilfsbereite Zeitgenossen, so dass dem Aufkommen von Heimweh erstmal ein Riegel vorgeschoben wurde. Nachdem mein Nachbar mich beim Entladen des Angelzubehørs beobachtet hatte bot er mir gleich erstmal an sein kleines 6PS Schlauchboot fuer kleinere Ausfahrten an – SUPER! Ich habe es mir trotzdem verkniffen die ersten zwei Tage raus zu fahren, es gab wichtigeres zu tun. So kam es, dass meine erste Angelerfahrung auch nicht direkt vor der Hautuer stattfand, sondern auf dem Boot eines Bekannten meines Nachbarn. Er ist Berufsfischer auf der Insel Kvaløya (zwischen Senja und Ringvassøya) – auf dieser Insel liegt auch meine Wohnung. Leider habe ich zu dieser Einladung keine Kamera mitgenommen... Wir fingen Dorsche am laufenden Band, unter 90cm haben wir aber keinen mitgenommen. Um genau zu sein habe ich persønlich gar keinen mit nach Hause genommen da mein Kuehlschrank erst nach einigen Tagen ankam. Schon wenige Tage nach meiner Ankunft kam meine Freundin zu Besuch, so dass ich mich nun rundum wohl fueheln konnte.
Die erste Prioritæt galt nun erstmal meiner Arbeit und einem guten Start ins neue Berufsleben – und das ist mir denke ich auch gut gelungen.
Nun – das Angeln sollte (und SOLL) auch nicht zu kurz kommen! Mein Traumfisch war natuerlich ein Heilbutt – und den wollte ich nun møglichst gezielt beangeln. Wie ich schon vorweg gegriffen habe: Ich habe ihn! Gleich bei der ersten alleinigen Ausfahrt mit dem kleinen Schlauchboot war ich erfolgreich. Nur wenige Kilometer vor meiner Haustuer liegt der sogenannte Sandnessund. Er trennt die Insel auf der Tromsø liegt von der Insel Kvaløya. Da er sehr eng ist, herrscht hier eine entsprechend starke Strømung, also grundsætzlich vielversprechend. Schon nach etwa einer Stunde pilken durfuhr ein heftiger Ruck meine Rute und die Rolle ging in die Bremse. Juhu! Ich wusste gleich das es kein Dorsch war. Ohne viel Tamtam liess sich der Butt ans Boot drillen, fluechtete noch ein weiteres mal in die Tiefe und schliesslich konnte ich ihn gaffen und an Bord willkommen heisen. Mit 8,5kg bin ich wirklich zufrieden gewesen. Ich pilkte noch etwa eine weitere Stunde und konnte wæhrenddessen beobachten wie ein kleinerer Butt einem gehakten Dorsch bis dicht ans Boot folgte aber dann kurz vor dem Boot wieder abdrehte – Wahnsinn!
Aber auch die Uferangelei sollte ausprobiert werden. So lud mich ein Arbeitskollege zum Meerforellenfischen ein. Den Ausgang dieses Angeltages habe ich Euch ja bereits mit Photos dokumentiert.
Auch Køhler lassen sich vom Ufer aus prima befischen: Es gibt eine sehr, sehr schmale Meerenge zwischen Kvaløya und dem Festland, den sogenannten Rustraumen, von den Einheimischen nur kurz „Hella“ genannt. Das ist ein wirklich sehr malerischer Angelplatz an dem einen die Køhler nur so anspringen. Je nach Tageslaune sind die Fische zwischen 1 und 2 Kilo schwer (nach meiner Erfahrung) und wirklich nicht schwierig zu fangen. Einfach einen kleinen Pilker rausfeuern – einleiern – Fisch abhaken – fertig.
Wenn man allerdings hier oben wohnt muss man siene Einstellung zum Angeln ein wenig ændern, sonst ertrinkt man im Fisch. Das ist mir in den ersten Angeltagen klar geworden. Wozu sollte ich Dorsch oder Køhler grossartig einfrieren? Falls ich einen essen will fang ich ihn mir halt zur Not einen Tag im vorraus.
Allerdings muss ich zugeben das es doch fast ausschliesslich (kleine) Køhler und vor allem Dorsche sind die man hier permanent an der Angel hat. Ab und zu ein Schellfisch, und eben der besagte Butt. Ich habe mir die Zæhne ausgebissen mal einen Steinbeisser zu fangen, aber der ist mir bis heute verwehrt geblieben. Ich bin abends nach Feierabend unterschiedlichste Plætze angefahren, habe den Grund abgeklopft, habe Surgifixbællchen gebastelt – nichts! Leider gibt es hier scheinbar auch niemanden der grossartig Erfahrung damit hat, selbst Stekus hat nur muede mit den Schultern gezuckt als es um Steinbeisser ging. Die Einheimischen hier behaupten sogar das man die Stoneys gar nicht gezielt beangeln kann, sondern nur mit einer Langleine bekommt. Das glaube ich nun aber wirklich nicht, denn ich habe es auch schon (andernorts) anders erlebt.
Zusammen mit meiner Freundin (die uebrigens auch begeisterte Anglerin ist) habe ich mir dann mal ein ordentliches Boot gemietet und bin zwischen Senja und Kvaløya fischen gewesen. Immerhin ein paar schøne Schellfische gab es zu holen, leider aber immer noch keinen Steinbeisser. Zurueck an der Angelanlage kamen sofort einige (deutsche) Angeltouris aus dem Haus gestuermt um unseren Fang zu begutachten. Da wir aber nur mitgenommen haben was wir auch essen wollten (2 Schellfische) bekamen wir sofort ein paar besonders schlaue Kommentare zu høren (die will ich hier aber nicht wiederholen). Da ich am Filetierplatz einige Steinbeisser-Ueberbleibsel liegen sah, erkundigte ich mich (HOEFLICH!) ob denn die Schlaumeier die Fænger gewesen seien und wie sie denn zu den Fischen gekommen seien. Die Antwort: „Mit der Angel“. Und um noch eins drauf zu setzen: „Mit Schwimmbrot“. Ich habe mich dann einfach umgedreht und bin wortlos gegangen. Als ob ich ihnen hætte etwas wegnehmen wollen...
So werde ich bis zu meinen ersten Tromsø-Stonys wohl noch ein wenig Lehrgeld zahlen muessen – aber ich werd sie schon finden. Und mein Wissen teile ich gern. Im Gegensatz zu anderen habe ich næmlich nicht das Gefuehl das mir jemand etwas weg-angelt.
Ich wuerde mich gern auch mal den Rotbarschen widmen, allerdings sind mir mit dem kleinen Bootchen die Hænde gebunden. Besonders weite Ausfahrten kann ich damit nicht unternehmen. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht wenn ich erstmal die næhere Umgebung auskundschafte und dann im næchsten Jahr, wenn ich ein eigenes Boot haben sollte, auch mal weitere Touren unternehmen kann. Ich habe ja erstmal ein bisschen Zeit.