Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Auch von mir ein großes Dankeschön für den Bericht!:angler:
 
27.6.2015; Nootka Tag 1

Freitag Abend bis Montag Mittag war Nootka Sound, Westkueste Vancouver Island angesagt. Ich hatte ein schoene Wohnung in der Main Lodge des Moutcha Bay Resorts gebucht um mit meinem Sohn Alexander und seinem angelverruecktem Freund Alec am Moutcha Bay Salmon Derby teilzunehmen. Dieses Event ist so etwas wie der Saisonstart fuer das Resort und etwa 150 Angler nehmen daran teil. Ich kannte den Resort Manager und Top-Guide Gibran White von vorherigen Trips dahin und mein eigenes Angelderby in Sooke liess sich dieses Jahr wieder von der Resortkette Nootka Marine Adventures, zu der Moutcha Bay Resort dazugehoert, sponsoren. Als Dankeschoen fuer das Sponsoring spendet mein Derby $4000 an die dortige Freiwilligentruppe Nootka Sound Watershed Society, die fuer Lachsaufbauprogramme im Nootka Sound zustaendig sind. Ausserdem sollte dieser Trip meinen Sohn Alexander mal beim etwas ernsteren Angeln testen, da er sich kuerzlich beschwert hatte, ich naehme immer nur seinen aelteren Bruder zu den coolen Angeltrips mit. Mal sehen wie Alexander so mit 4:00 Uhr frueh aufstehen und 7 Stunden Bootsangeln pro Tag klarkommt!

Moutcha Bay Resort ist eines der wenigen Angelresorts an der Westkueste, das an Land gebaut und ueber eine Strasse erreichbar ist. Daher ist es auch bei RV-Touris beliebt und frequentiert. Es ist ganz am inneren Ende des langen Nootka Sounds, der sich durch das Westkuestengebirge hindurchschlaengelt. Durch diese Lage im Sound hat man viel Wasser vor der Tuer das daher aeusserst windgeschuetzt liegt und Angeln vom Kleinboot, ja sogar vom Kanu und Kayak moeglich macht. Das auch ausreichend Fisch bis in die unmittelbare Naehe des Resort kommt, dafuer sorgt der Conuma River, ein Lachsfluess, der direkt vor dem Resort in den Sound muendet. Ab Mitte Juli bis in den November hinein kommt Schwall auf Schwall Lachs direkt an dem Resort vorbei. Der Conuma hat einen hervorragenden Chinookbestand; dank der Lachsbrutstation am Fluss ca. 10 Minuten vom Resort weg. Dieser Fluss ist einer von nur 2 Lachsfluessen auf Vancouver Island in dem man Chinooks sogar im Fluss behalten darf beim Angeln. Oftmals sind die Conuma-Chinooks tief im Sound und dann im Fluss schon tief dunkel verfaerbt – je mehr desto minderwertiger wird allerdings die Fleischqualitaet. Kaempfen koennen aber selbst die dunklen Chinooks noch wenn mit der Angel gehakt.

Wer Speisequalitaet sucht, faehrt lieber weiter Richtung Sound-Ausgang – je weiter desto silberner werden die Lachse wieder. Die Fahrt mit einem flotten Motorboot von Moutcha Bay bis zum Sound-Ausgang dauert etwa 45 Minuten. Je weiter man sich dem Ausgaeng naehert, desto vielfaeltiger wird auch der Grundfischbestand. Waehrend man tief im Fjord mittlere Ling Cods bis 20 Pfund und Felsenbarsche um die 30 cm erwischen kann, ebenso ordentliche Schollen u.a., kann man in Hoehe des Sound-Ausgangs regelmaessig mit Heilbutt und Gross-Ling (1 – 1.5 m) rechnen, als auch mit grossen Felsenbarschen (50 cm) und Yellow Eyes bis 1 m Laenge wenn man die richtigen Stellen findet.

Wir reisten Freitag Abend an – eine etwa 5 stuendige Fahrt von Victoria, wobei man die letzten 40 Minuten auf einer staubigen Schotterpiste fahren muss. Die Schotterpiste ist zwar gut gepflegt, hat aber einige steile und kurvige Strecken die ich nicht mit meinem Boot bezwingen mag. So hatte ich beschlossen von der hervorragenden Mietbootsflotte im Resort Gebrauch zu machen. Ist zwar nicht ganz billig aber fuer $300 bekommt man von 5:00 – 12:00 Uhr ein erstklassiges 18‘ Aluminiumboot mit Downriggern, gutem GPS/Echo und allem Angelzubehoer was man zum Trolling und Pilken so braucht. Fuer ein zweitaegiges Derby haette es sich fuer mich fuer $600 einfach nicht gerechnet, mein Boot bis dahinzuschleppen und rein- und wieder herauszuholen.

Wir liessen uns noch Freitag Abend am Boot einweisen und packten unsere Angelsachen hinein, begruessten noch meine Bekannten dort und trafen uns noch zu einem kurzem Willkommensbier mit meinem Freund Carl und seinem Freund Mike, die auch dabei waren. Carl hatte seine neue „Jalopy“ mitgebracht – ein 18,5‘ Trophy. Die beiden waren heiss auf Offshore Action. Ich wollte mit den Kindern in Kuestennaehe vor dem Sound-Ausgang bleiben; Guide James Fisher vom Resort, den ich recht gut kenne, hatte mir schon ein paar Tips gegeben die uns schnell an den Fisch bringen sollten. Preise gab’s fuer die drei schwersten Chinooks und fuer den groessten Coho.

Nach einer kurzen Nacht legten wir puenktlich um 5:00 Uhr morgens vom Dock ab. Da Carl und Mike das erste Mal in Nootka waren, folgen sie uns auf den Fersen. Es war ein Genuss im ersten Licht an einem warmen Sommermorgen durch die Fjordwelt zwischen den Bergen mit dem Boot dahinzugleiten. Das Wasser war spiegelglatt im Sound und oberflaechennah auch sommerlich warm – bis zu 21 Grad! Das Boot war vorzueglich motorisiert und nach reichlich einer halben Stunde kamen wir beim Friendly Cove Leuchtturm an, der den Beginn des offenen Pazifiks markierte. Ich suchte die 35m Tiefenlinie und liess an einer Rute einen Sandaalimitat-Blinker bis zum Grund herab und an der zweiten Rute montierte ich eine Koederfischmontage und fischte diese im Mittelwasser. Frueh morgens zogen Lachse oft flach umher.

Eine leichte Brise aus dem Sound heraus kollidierte hier mit der hereinkommenden Flut und kreierte etwas unruhiges Wasser. Ich hoffte nur das Alexander nicht gleich seekrank wurde – da waere der Tag gelaufen und der Spass verdorben. Carl und Mike schleppten in unserer Naehe mit 4 oder 5 anderen Booten. Die meisten Boote duesten an uns vorbei und steuerten das Bajo Reef ca. 7 km offshore an.

Ich war noch dabei das Echolot und GPS nach meinem Geschmack einzustellen, da sprang Alec schon auf und schnappte sich die tiefe Blinkerrute und ruckte an. „Fish on“ war sein Kommentar, Alexander tanzte ganz aufgeregt um ihn herum. Alec brachte ruck zuck einen untermassigen Chinook ans Boot der gleich wieder abgehakt wurde. Da ich den Jungs die Funktion und Bedienung der Downriggers ausfuehrlich erklaert hatte, waren beide auch sofort in der Lage die Geraete alleine zu bedienen.

Keine 10 Minuten spaeter schlug wieder die Blinkerrute an und Alexander drillte einen ordentlichen 7 pfuendigen Chinook zum Boot. Kein Schneider mehr, wir hatten was zum Wiegen beim Derby und die Jungs waren happy! Kaum war wieder etwas Ruhe auf dem Boot eingezogen, verbog sich diesmal die Koederfischrute und loeste direkt aus. Alec war gleich dran und an einem sportlichen Fisch. Der Lachs kam sofort an die Oberflaeche geschossen und legte ein paar volle Saltos in die Luft! Wow. Die Jungs schrieen vor Aufregung. Nach und nach gewann Alec die Oberhand und Alexander stand schon mit dem Kescher da. Ich wollte die beiden ja so viel wie moeglich alleine machen lassen aber Alexander am Kescher machte mich doch etwas nervoes. Machte er aber prima und ein ordentlicher Coho von knapp 6 Pfund kam in’s Boot.
Ich funkte unseren Erfolg zu Carls Boot die nichts zu vermelden hatten aber ganz in der Naehe schleppten. Die beiden hatten dann auch bald die Nase voll und duesten nordwest zu den offshore Riffs. Wir zogen weiter unsere Schleifen an der 30 – 35 m Contour und es dauerte nicht lange und die Blinkerrute direkt am Grund ruckte und loeste aus. Der Fisch nahm sofort Schnur und wir wussten, das das ein groesserer Fisch sein musste. Alexander arbeitete hart um Spannung zu halten wenn der Fisch auf’s Boot zukam und liess prima Schnur raus wenn er abzog. Endlich sackte Alec den Chinook in den Kescher – der war schon gute 12 Pfund! Die Kinder waren aus dem Haeuschen! Carl ueber Funk drueckte sein Erstauntsein aus.
Und es ging weiter so. Wir hatten den Dreh raus und alle 15 Minuten biss irgendwas an unsere Koeder. Ein paar weitere untermassige Chinooks waren auch dabei. Alec verlor einen feisten Kaempfer nach kurzem Drill. Dann hatte Alexander einen Hammerbiss auf Koederfisch und es waren schon 50 m Schnur von der Rolle bis Alexander auch nur die Rute aus dem Halter hatte. Leider rannte der Fisch in ein umherdriftendes Krautfeld und wir bekamen den nicht wieder da raus. Aber die Enttaeuschung waehrte nicht lange als Alec bald wieder in einen guten Drill verwickelt wurde. Der Blinker war nun dem Koederfisch weit ueberlegen – wahrscheinlich lag das aber nur an dem Tiefenunterschied. Alecs Fisch legte 2 lange Fluchten hin und ich murmelte schon was von einem Gewinnerfisch im Derby. So wie der kaempfte musste er ueber 20 Pfund sein. Denkste! Ein ca. 14 Pfuender kam zum Boot und Alexander hatte ein bisschen Muehe den in den Kescher zu kriegen – der Fisch hatte immer noch Energie und schoss ploetzlich am Kescher vorbei unter das Boot und in das Downriggerkabel der anderen Rute! Oh wei, der ist wohl weg? Ich nahm schnell die Rute und schob sie zwischen Kabel und Boot durch – aber der Fisch schwamm schon die naechste Rund um das Kabel und spielte verrueckt an der nun nur 1 m langen Leine. Ich riss nun Alexander den Kescher aus der Hand, hatte aber Probleme den Fisch zwischen Kabel, Boot und Schleppmotor herauszuschaufeln. Ich schnappte mir das Vorfach und zog den Lachs hart ueber den Kescherrand. Gott sei Dank, geschafft! Die Jungs hatten mir bange zugesehen und jubelten nun auf! Selbst einige Nachbarboote yahooten herueber.
Mensch, koennen diese Lachse hier kaempfen! Die sind noch voll im Fressmodus und frisch vom offenen Pazifik und platzen vor Energie! Nach diesem Drill hatten wir noch ein paar Fische am Wickel, ein paar Kleine, ein paar verlorene und einen wilden Coho der zurueck musste. Ich gab Carl immer wieder Updates und er konnte gar nicht fassen wieviel wir fingen. Fuer die beiden ging es offshore ruhiger zu aber sie hatte dafuer einen Derbykonkurrenten auf die Schuppen gelegt – wohl ueber 20 Pfund. Gegen 10:00 Uhr beschlossen wir fuer die restliche Zeit bis zur Rueckfahrt zum Resort zu Pilken. Vielleicht konnten wir ja paar schoen-haessliche aber leckere Grundfische ueberlisten. Beim meinem letzten Besuch in Nootka war das kein Problem.

Ich fuhr zu einer Schaerenkette vor der Kueste und wir klopften dort den Grund ab. Nichts. Ich schaute mir die Tiefenkarte genau an und dampfte uns dann quer ueber den Sound-Ausgang zum gegenueberliegenden Ufer. Da waren etliche Riffs und Steilkanten und Untiefen. Wir pilkten nun alle drei. Die Drift war recht stark und Alexander hatte nur einen leichten 80g Pilker an einer kleinen aber stabilen Spinnrute mit 7 kg Schnur. Er hielt den Rutengriff zwischen seinen Beinen und wippte die Rute hoch und runter. Ploetzlich sah ich seine Rute Richtung Meeresgrund zugehen und gleichzeitig jaulte er auf: „My balls, my balls, aua, aua...!“ Die Hebelwirkung ueber den Rutengriff hatten wohl ganze Arbeit geleistet – ich musste kurz uebernehmen. „Mensch, wenn das ein Ling Cod ist dann ein Monster“ dachte ich als ich nur zusehen konnte wie die Schnur von der Stationaerrolle lief. Schwere Kopfstoesse am anderen Ende und schnelle Richtungswechsel. So habe ich einen Ling noch nie kaempfen sehen. Aber was sollte es sonst sein? Alexander hatte sich wieder im Griff und wollte seinen Fisch zurueck...ok, hoffentlich kriegen wir wenigstens zu sehen was das war!

Der Fisch kam nun flacher und sausste 100 m hinter dem Boot an der Oberflaeche von links nach rechts und wieder zurueck. Was kann das nur sein? Dann bekamen wir Klarheit – ein Silberpaket schoss vollstaendig aus dem Wasser und schlug dann Schaum an der Oberflaeche. „Das ist ein grosser Lachs!“ Unglaublich – am Pilker! Alexander machte das klasse, brauchte aber etwas Hilfe um den Kerl zu landen – er gab Alec die Rute und ich nahm den Kescher. Nach bangen Minuten in denen der Fisch nochmal sein ganzes Akrobatikrepertoire zeigte, schaffte ich es den Fisch in den Kescher zu bugsieren. Jetzt war Party los auf dem Boot! Wir tanzten und klatschten uns ab! Was fuer eine Ueberraschung und was fuer ein schoener Fisch! Am Pilker!

Wir pilkten noch eine halbe Stunde weiter, konnten aber ausser ein paar Mini-Felsenbarschen nichts brauchbares ueberreden. Einer der freigelassenen Barsche tauchte nicht schnell genug ab und augenblicklich kam ein Seeadler von den Baeumen herab und rauschte heran und schnappte sich den Barsch nur Meter hinter dem Boot. Klasse Show!

Dann machten wir uns auf den Heimweg – ich nahm den Umweg direkt durch die Inselwelt hindurch und wir bekamen diese Maerchenwelt von Inselchen und Buchten, Straenden, Felsen etc zu sehen, das smaragdgruene Wasser wie ein Spiegel, ein Seeotter hier, eine Robbe dort oder ein Delphinschwarm da drueben. Traumhaft.

Puenklich 12:00 Uhr waren wir am Resort zurueck und die ersten beim Wiegen fuer’s Derby. Alexander fuehrte nun mit seinem gepilkten 17.5 Pfund Chinook diese Kategorie und war am Ende des ersten Tages immer noch in den top 10. Alec fuehre die Coho Categorie nicht lange da einige bisschen schwerere Cohos von offshore kamen. Carl lag mit einem 21.8 Pfund Chinook an dritter Stelle und somit bei einem $2000 Preisgeld wenn das so blieb!

Aber damit war der Tag fuer uns noch nicht vorbei! Auf Draengeln der Kinder hatte ich das Kanu mitgeschleppt und wir wollten in der Daemmerung noch in einem nahegelegenem See auf Forellen angeln. Es war zwar nicht einfach nach dem 4:00 Uhr Aufstehen noch bis 23:00 Uhr wach zu bleiben – aber die Jungs waren wie im Rausch. So paddelte ich die beiden ueber einen schoenen kleinen See neben der Schotterpiste unweit des Resorts. Bei Totenstille und tollem Panorama fingen die beiden auch tatsaechlich ein paar schoengezeichnete Forellen an der Fliege.

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hi Christoph,
wieder mal ein erstklassiger Bericht! Super Bilder.
Hat den Kindern bestimmt Riesen Spaß gemacht.

Gruß
Jochen
 
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Danke für den spannenden Bericht, soooo was gibts bei uns hier leider nicht. Und wenn du die Kinder so anfütterst , ist der Anglernachwuchs gesichert, herzlichen Glückwunsch zu den aufregenden Fängen-Abenteuer pur. Grüße von Maisel
 
28./29.6.2015; Nootka, Tag 2 und 3

Todmuede fiel ich nach dem ersten Tag so gegen Mitternacht ins Bett. Ich hatte nicht nur von 5-12 Meeresguide gespielt und nur wenige Moeglichkeiten mich mal zu setzen gehabt, sondern dann noch den Fang versorgt, den Jungs ein ordentliches Essen gekocht und abends auch noch Suesswasserguide gespielt im Kanu gespielt. Junge, Junge war ich kaputt – aber gluecklich das die Jungs so viel Spass hatten.

4:00 Uhr ging es wieder raus und puenktlich um 5:00 legten wir ab und duesten zu underer Stelle am Leuchtturm. Das Meer war heute wie ein Ententeich und die Fische genau da wo wir sie erwarteten. Es dauerte nicht lange bis der Blinker von einem feisten Chinook inhaliert wurde. Alec hatte alle Haende voll zu tun die Fluchten abzufangen und die Schnur wieder zurueckzugewinnen. Nach und nach kam der Fisch zum Boot und Alexander hatte nun schon etwas Praxis mit dem Kescher und machte keinen Fehler. Carl und Mike waren noch nicht mal offshore angekommen als wir den ersten 12 Pfuender vermeldeten. Nicht lange danach legte sich Alexander mit etwa der selben Groesse an und blieb auch Sieger. Carl lachte nur noch unglaeubig in den Funk. Heute waren deutlich mehr Boote an unserer Stelle aber das ist fuer mich kein Problem da ich Fischen in Sooke gewoehnt bin. Wir verloren einen weiteren Fisch und landeten noch 2 kleine die wieder schwimmen durften.

Die naechste Schleife zog ich dichter vor den Leuchturm und in etwas tieferes Wasser. Auf einmal tauchten riessige Futterfischschwaerme auf am Echolot. Wir sahen die Schnuere wackeln als sie durch die Schwaerme schnitten. Wie im Lehrbuch, rums, riss die Blinkerrute runter und Alec war wieder am Fisch. Der Fisch sprang mehrfach und tobte in der Ferne an der Oberflaeche. Ich ahnte schon, was das war. Ein schicker vielleicht 7 pfuendiger Coho kam zum Boot – hatte allerdings die Fettflosse dran und musste daher wieder schwimmen. Wenn das ein markierter gewesen waere, haette Alec die Coho Kategorie und $1000 gewonnen! Tough luck! Ich drehte nun Achten um die dicken Futterwolken und fast jeder Pass endete mit einem Biss. Und die Bisse kamen wild und heftig. Kaum mussten die Jungs die Schnur noch aus dem Clip zerren, das hatten sie Lachse meist schon selbst besorgt.

Als Alec wieder mal dran war und die Rute abpfiff war der Fisch gar nicht zu stoppen. Er lief und lief und ich war schon besorgt, dass andere Boot ueber die Schnur fahren wuerden so weit war der weg vom Boot. Ich drehte das Boot und fuhr dem Fisch hinterher. Alec musste nun kurbeln wie ein Weltmeister um die Schnurspannung zu halten. Ploetzlich drehte auch der Fisch und nahm wieder lange Schnur ab. Das musste ein 20 plus sein! Endlich, endlich konnte Alec den Fisch Richtung Boot bringen. Alexander und ich schauten gespannt in das Wasser – wir gross musste der sein! Als er in Sicht kam, schauten wir uns enttaeuscht an; „Das war’s?“. Ein ca. 15 Pfuender kam an die Oberflaeche aber war noch lange nicht fertig mit uns! Alexander verpasste ihn 6 Mal mit dem Kescher – immer wieder riss er aus wenn der Kescher auf ihn zukam. Alec stoehnte und sah mich flehend an – ich nahm Alexander den Kescher aus der Hand und beim naechsten Bootsbesuch des Lachses wurde es ein Dauerbesuch. Mensch, was fuer ein Kampf mit so einem mittleren Chinook. Sind die hier auf Drogen oder was?
Wir hatten nun schon 5 schoene Chinooks zwischen 12 und 15 Pfund an Bord und hielten uns den letzten Platz auf unseren Lizenzen fuer einen Gewinnerfisch frei. 28.8 Pfund galt es zu schlagen oder wenigstens 22-23 fuer einen dritten Platz. Wir liessen noch ein oder zwei Lachse frei und dann schlug mal wieder mein extravaganter Sohn zu. Nachdem er nun gestern beim Grundfischangeln einen Lachs gefangen hatte, kam nun an seiner Lachsrute ploetzlich ein zaehnestarrendes Maul zu Tage: ein Ling Cod von ca. 8 Pfund. Die Jungs hatten einen Spass als wir diesen Fisch im Boot hatten – so einen Monsterrachen hatten sie noch nicht live gesehen.

Bald danach mussten wir zusammen packen und als ich mich ueber Funk bei Carl abmeldete, vermeldete er einen ordentlichen Lachs von ueber 22 Pfund. Damit waere er wieder in den Preisen. Wir wuenschten ihm viel Glueck! Dann schipperten wir Richtung Resort. Zwischen den Inseln stoppte ich den Motor und sprang einfach mal ins Meer – herrlich erfrischend nach dem schweisstreibenden Angeln bei Hitze und praller Sonne! Alexander sprang fast hinterher, dachte dann aber an die Delfine und konnte sich dann aber nicht mehr ueberwinden.

Nachdem wir das Boot zurueckgegeben hatten und uns erfrischt und gestaerkt hatten, lungerten wir an der Wiegestelle herum um die letzten Derbyboote zu begruessen. Viele schoene Faenge kamen an die Schlachttische. Aber an der Gewinnerrangordnung aenderte sich nicht mehr viel. 15 Minuten vor Abpfiff lagen Carl und Mike mit 22.7 noch an dritter Position fuer $2000. Dann kam was kommen musste, eines der letzten Boote packte noch einen Brocken aus und die Waage blieb bei 23.5 Pfund stehen. So knapp! Naja, die Jungs nahmens sportlich. Wir nahmen am Dinner und der Preisvergabe teil, presentierten den $4000 Cheque von unserem Consultants Invitational Fishing Derby unter viel Applaus und liessen dann den Abend bei klasse live Musik und ein paar Drinks ausklingen.

Fuer den Morgen des Abreisetages ueberredete uns Carl noch auf eine 2 stuendige Heilbuttour vor den Sund-Ausgang in seinem Boot. Das wurde nicht abgelehnt. Wieder gegen 5:00 den Dock verlassen und vor die Kueste geschippert. Der ganze offene Pazifik ein Ententeich- das ist auch selten! Wir fuhren zu einem sandigen Plateau in 50 m Tiefe an dem Carl und Mike am ersten Tag schon Butterfolg gehabt hatten. Die Koederheringe rochen schon etwas stark aber wir hatten nichts anderes mehr. Mikes Koeder war gerade am Boden aufgeschlagen als er einen Biss verspuerte. Er wartete ein paar Sekunden und als der Fisch abzog setzte er den Anschlag – Butt On! Das ging ja schnell!

Er uebergab seine Rute an Alec der nun voll zu tun hatte den sportlichen Butt nach oben zu bringen. 50 m waren ja ein Klacks gegen die 100 m die wir typischerweise zu Hause auf Butt fischen! Carl gaffte endlich den etwa 20 pfuendigen Butt. In dem selben Moment meldete sich Alexander, dem jemand an den Pilker gesprungen war. Er stoehnte und stemmte sich gegen die Bordwand denn sein Widersacher war wohl gewillt notfalls die Rute samt Angler ins Wasser zu ziehen. Wir feuerten meinen Kleinen an und dann rums war ploetzlich der Widerstand weg und Alexander fiel fast rueckwaerts um. „Gleich wieder runterlassen!“ riet ich ihm. Es tat sich aber erst einmal nichts mehr.

Nach einem kurzen Stellungswechsel schienen wir auf einer Schollenstelle gelandet zu sein. Alec, ich und dann auch Alexander fingen ein paar Schollen am Pilker – wobei Alexanders Scholle wohl eher ein Steinbutt oder aehnliches war denn der Plattfisch war groesser als die anderen und runder. Er wog genau 4 Pfund und lieferte 4 feine Filets. Von Heilbutt war nichts mehr zu sehen und so packten wir nach 2 Stunden zusammen und beendeten unser diejaehriges Nootkaabenteuer. Wir waren alle begeistert und versprachen bald wieder hierherzukommen!

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Danke für den wieder mal lebendig geschriebenen Bericht und die traumhaften Fotos. Petri zu den schönen Fängen. Das Wochenende wird den Jungs bestimmt lange in Erinnerung bleiben.

Petri

Hans
 
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Immer wieder faszinierend deine Berichte zu verfolgen!!

Es ist schön auch nach vielen Norwegenaufenthalten noch von was ganz besonderem träumen zu können, was man sich vielleicht nur einmal im Leben erfüllen kann.

Danke für die nette Abendlektüre!

Bernd
 
28./29.6.2015; Nootka, Tag 2 und 3

Freue mich wenn es Euch Spass macht!

Habe doch glatt paar Bilder unterschlagen. Jemand der Alexanders Plattfisch identifizieren kann? Ist das 'ne Scholle oder was anderes?

Kornado, wenn es um die Kosten geht, eine BC Reise muss gar nicht unbedingt so teuer sein. Ich kenne einige, die weiss Gott nicht reich sind, und hier regelmaessig auftauchen und angeln. Wenn man bisschen sucht und nicht die ersten und teuersten Adressen ansteuert dann muss das gar nicht viel teurer als Norwegen sein - was ja nun auch nicht gerade ein Billigland ist.

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Hi Christoph,

es ist in der Tat immer wieder spannend was du zu berichten hast.
Was den Plattfisch anbelangt, kannst du ja mal bei www.fishbase.org schauen. Es ist schwer zu sagen, aber eine gewisse Ähnlichkeit zu "Cleisthenes herzensteini" besteht, auch wenn der auf der anderen Seite des Ozeans zu Hause ist.

Viele Grüße,

Matthias
 
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Kornado, wenn es um die Kosten geht, eine BC Reise muss gar nicht unbedingt so teuer sein. Ich kenne einige, die weiss Gott nicht reich sind, und hier regelmaessig auftauchen und angeln. Wenn man bisschen sucht und nicht die ersten und teuersten Adressen ansteuert dann muss das gar nicht viel teurer als Norwegen sein.


Ja klar, haste natürlich recht. Nachdem ich meinen Schatz auch endlich mal in ein Flugzeug gebracht habe (Wintertour im März nach Nordnorge) schließe ich das auch nicht mehr aus, aber ich glaube für Flugzeiten über 3 Stunden reicht ihr Liebesbeweis dann doch nicht! :P:P


Bernd
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Zu deinen ausführlichen Berichten gibt es :daumen: :daumen: :daumen:

und eine Frage hinterher: Wann wäre die beste Reisezeit für die Lachsfischerei in den kanadischen Flüssen. Ich habe vor (bevor ich 60 werde) wenigstens ein mal nach Canada oder Alaska zum fischen und Sightseeing (bevorzugt WOMO)rüber zu fliegen.
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hi Matthias, wird Zeit,, dass Du mal wieder vorbeischneist! Danke fuer Deinen link, die Anzahl an aehnlichen Plattfischen ist echt verwirrend. Die Northern Rock Sole kommt dem Original wohl sehr nahe - passt auch von der Groesse gut.

Bernd, da muesst Ihr wohl noch bisschen fliegen ueben. Unter 10 h kommt man leider nicht hierher!

Splitcane; das haengt von vielen Dingen ab; einige die DU bestimmst und einige die ausserhalb Deiner Kontrolle liegen. Was Du festlegen musst sind; welche Lachsart moechtest Du beangeln und mit welcher Methode. Wofuer Du nur beten kannst sind wann sind welche Lachse wo im Fluss, was sehr vom Wetter abhaengt. Dieser Sommer ist extreme trocken und warm und der Lachsaufstieg in viele Gewaesser wird sich massiv verzoegern. Lachse gehen nicht in einen Fluss der zu warm und zu wenig Wasser hat um die zahlreichen Hindernisse zu bewaeltigen. Die gletschergespeissten Fluesse im Norden BCs sind da etwas berechenbarer; z.B. Skeena und Nebenfluesse. In solch grossen Fluessen wie dem Skeena angelt man allerdings mit anderen Methoden als in den Baechen und Fluesschen in anderen Teilen BCs und oft ist ein Boot von Vorteil um an die besten Stellen heranzukommen. Schicke mir mal Deine Email Adresse, dann kann ich Dir noch paar Tips geben.
 
15.7.2015; Sooke

Da die naechsten Wochenenden schon fuer allerlei verplant waren, musste ich zwei Wochentage freimachen um mich von den fantastischen Angelberichten vor Sooke und Victoria selbst zu ueberzeugen. Vorletzten Mittwoch lud ich meinen Boss zu einer Angeltour auf meinem neuen Boot ein. Glenn ist auch ein begeisterter Angler und besitzt das kleinere Bruder-Arima Boot von meinem; ein 17’ Arima Sea Ranger. Er war sehr neugierig wie ich mein Boot eingerichtet hatte und erhoffte sich von der Tour nicht nur ein paar neue Angeltricks sondern auch neue Ideen fuer sein Boot. Die letzten beiden Anlaeufe zu einer gemeinsamen Angeltour waren leider vom Winde verweht wurden und auch diesmal schien Neptun was dagegen zu haben. Glenn wollte schon absagen am Abend vorher aber ich ueberredete ihn wenigstens frueh morgens an der Sooke Marina zu erscheinen und dann dort vor Ort zu entscheiden. Ich liess das Boot schon 4:00 morgens noch im Dunkeln ins Wasser – es bliess ganz schoen. Als Glenn dann 5:00 erschien, beschlossen wir wenigstens mal aus dem Hafeninlet herauszuschnuppern.

Wir liessen die Krabbenfalle kurz vor der Hafenausfahrt ins Wasser und bogen dann gespannt um die letzte Ecke. Nicht zu schlimm! Eine kurzfrequentige stehende Welle von einem knappen Meter fuer ca. 500 m und dann fanden wir durchaus fischbare Bedingungen vor. Wir duesten zur nahen Trap Shack Bucht und liessen dort zuegig unsere 2 Koederfischschleppruten am Downrigger hinab.

Zur Zeit ziehen etwa 22 Millionen Pinks (Buckellachse) an Sooke und Victoria vorbei und wenn man es auf die grossen Chinooks abgesehen hat, kommt es nur darauf an eine Stelle oder ein Zeitfenster zu finden wenn die Pinks den Koeder wenigstens ein paar Minuten in Ruhe lassen. Die gefrorenen Koederfische – Anchovies oder Heringe sind nicht ganz billig und wenn man an einen hungrigen Pinkschwarm kommt kann man in einer Stunde gut $50 an Koederfisch verfuettern. Fuer Kinder sind die Pinks natuerlich ein Riesenspass. Sie werden zwar nicht so gross – maximal 10 Pfund, im Schnitt 3-7 Pfund – aber dafuer rappelt es im Minutentakt. Aber das war fuer morgen geplant wenn ich meine Jungs und 2 ihrer Freunde mitnehmen wollte. Heute wollten Glenn und ich Chinooks jagen!

Es waren nur etwa 5 oder 6 andere Boote an der Trap Shack. Es dauerte nicht lange und Glenn’s Rute zappelte los – Pink! Glenn und ich wollten heute nur Pinks mitnehmen, die zu sehr verletzt waren um vernuenftig wieder freigelassen zu werden. Gluecklicherweise schluckten die Kerle heute nicht zu tief und so liessen wir in der ersten Stunde 5 oder 6 Pinks relative unverletzt wieder schwimmen. Es machte schon Spass diese kleinen quirrligen Pinks zu drillen. Nach einem rasanten Biss schuettelten sie sich erstmal heftig, aber kamen dann relativ leicht zum Boot. Dann neben oder hinter dem Boot drehten die dann ab und sprangen, rotierten und platschten dann herum als ob es um ihr Leben ginge! Viele fielen dann dort vom Schonhaken ab – aber heute war uns das nur Recht. Gerade kam ein Guideboot vorbei und ploetzlich war Hektik an Bord!

Grosslachs am Band! Der Guide raeumte das Deck klar und der Kunde schaute zu wie sich seine Schnurkapazitaet rasant verringerte. Ich drehte weg um denen Platz zu geben. Aber ein gutes Zeichen, Chinooks waren also da und hatten Hunger! Wir kamen zum Ende der Bucht und mussten 90 Grad vom vorstehenden Riff abdrehen. Ein anderes Boot neben uns bekam in dem Augenblick auch einen Biss und der Fisch zog augenblicklich ab. Wieder drehte ich den Motor auf um Distanz zu dem Boot zugewinnen. In diesem Augenblick zog Glenn’s Rute ab als ob ein Chinook nur auf einen Geschwindigkeitswechsel gewartet hatte. Glenn sprang hinzu und war am Fisch. Auch der Fisch ging sofort zum Sprint ueber und auf das andere Boot im Drill zu. Das kann ja heiter werden!

Ich verlangsamte die Fahrt um Glenn nicht zu viel Druck auf die Schnur zu geben aber zog das Boot doch wieder aus der Bucht heraus. Glenn gewann jetzt Schnur zurueck und ich hatte nun das Gefuehl wir waren in sicherer Distanz zu allen Hindernissen. Denkste! Ploetzlich hoerte ich Rufen und Gestikulieren auf dem anderen Boot in der Bucht ca. 100 m entfernt. Sie deuteten auf uns und als ich ein Blick auf den freien Downrigger warf, sah ich das eine Angelschnur sich um das Kabel bog. Wow, deren Fisch war unter unser Boot gerast! Vorsichtig drueckte ich die Angelschnur under dem Downriggerblei durch und merkte dabei schwere Kopfstoesse an der Schnur. Das war ein grosser Brocken, das konnte man fuehlen. Nun zeigte die Angelschnur Richtung meines Kicker-Motors. Ich schaltete in Leerlauf und riss den Motor hoch – die Schnur war nun frei. Bloss gut ich hatte den Schonring um den Kickerpropeller!

Nun kuemmerte ich mich wieder um Glenn. Dessen Fisch kam nun gerade in Sichtweite. Das ist ein Moment den ich besonders liebe beim Lachsangeln – der Moment wenn man einen Grosslachs das erste Mal majestaetisch aus der TIefe auftauchen sieht. Ein gruenlich-dunkler Ruecken schimmerte neben den silbrigen Seiten und ein massiver dunkler Kopf der schuettelnd den Haken loszuwerden versucht. Er schwamm noch 2-3 m tief und zeigte keine Muedigkeit. Der war nicht nicht kescherreif! Kaum sprach ich das aus als Glenn’s Rolle aufheulte und der Fisch wieder abzog. Glenn drillte den Fisch sehr vorsichtig und es dauerte noch einige Minuten bis er ihn wieder am Boot hatte. Dann langte ich mit dem Kescher zu und wir hatten unseren erste Chinook des Tages im Boot. 15-16 Pfund hatte er sicher und Glenn freute sich ueber seinen ersten Grosslachs des Jahres.

Auch von dem Nachbarboot ertoenten laute Freudeschreie ein paar Minuten spaeter. Ueber Funk bedankten sie sich artig fuer unsere Kooperation – knapp 30 Pfund meinten sie. Na das war ja ein stattlicher Brocken. Und ich hatte ihn schon in der Hand!!! Wir witzten herum, dass wir beide so knapp an einem Tyee gewesen waren wie schon lange nicht mehr und ich haette ihn doch einfach mit der Hand ans Boot ziehen sollen….!

EIn paar weitere Kreise durch die Bucht brachte ein paar weitere Pinks. Einer davon durfte ins Boot weil unloesbar an mein Hakensystem verkettet. Dann hatte ich einen harten Biss der gleich ausloeste. Das musste was Besseres sein! Glenn holte schnell seine Rute ein und raeumte die Downrigger auf. Ich spuerte gute Kopfstoesse und der Fisch nahm immer wieder eine Strecke Schnur. Dann machte ich Druck und gewann Schnur zurueck – doch ploetzlich war der Widerstand weg. Naja, man kann nicht alle kriegen! Kurze Zeit spaeter riss meine Schnur wieder direkt aus dem Clip und es enstand wieder Aufregung auf unserem Boot. Diesmal kam der Fisch gleich zur Oberflaeche und tanzte ca. 50 m hinter dem Boot auf dem Schwanz. Ganz klar Coho! Und der verkaufte sich teuer! Ich ahnte allerdings schon was sich ein paar Minuten spaeter auch bestaetigte. Bei seinem ersten Besuch neben dem Boot konnten wir beide die Fettflosse sehen – Wildlachs und daher zurueckzusetzen. Bei der ersten Gelegenheit griff ich mit der Zange zu und drehte den Haken aus dem Kiefer –schwupps und ich bekam eine Gesichtsdusche und der gut 7 pfuendige Coho war weg!

Dann trat etwas Ruhe ein und wir hatten mal etwas Zeit uns zu unterhalten. EIn bekannter Guide kam vorbei und erkannte mich und gratulierte zum neuen Boot. Die hatten bis jetzt noch keinen Chinook und Justin war schon etwas verzweifelt vom non-stop Pinkansturm. Fuer Guides die den ganzen Tag lang Koederfische verwenden um ihre Chance auf einen Chinook moeglichst hochzuhalten, wurde die Pinkhauptsaison teuer. 5-6 Paeckchen Koederfische fuer jeweils $8!

Wir hatte gerade eine Kurve am Buchtende beendet als Glenn’s Rute wiedermal ruckte – wir beide dachten natuerlich “Pink”. Relative relaxt schlug Glenn an und fing an zu kurbeln. Ploetzlich riss es ihm die Kurbelgriffe aus den Fingern und die Rute faltete sich zusammen und es ging andersherum! Oha, das war ein “real fish”! Glenn war verzueckt dass er schon wieder einen Chinook drillen konnte. Er machte das ganz gefuehlvoll – schon ein bisschen zu langsam fuer meinen Geschmack aber der Erfolg sprach fuer ihn; der Fisch kam endlich schoen ausgedrillt ans Boot und ich hatte keine Muehe den 10-11 Pfuender einzusacken! Klasse! Der Boss war happy – mission accomplished! Die naechste Gehaltserhoehung war wohl schon sicher 

Gegen 11:00, also gefuehlte 20 Pinks spaeter, kam dann der Wind kraeftig auf und wir beschlossen dass wir genug Spass gehabt hatten. Zwar hatte es nicht mit einem Chinook fuer mich geklappt aber Hauptsache war, dass der Boss happy war. Wir fassten auf dem Heimweg noch 2 massige Dungeness Krabben ab und so hatte ich auch etwas Westcoast Seafood zum Abendbrot. Morgen sollte es mit 4 Kindern rausgehen!
 

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16.7.2015; Sooke

Auch wenn die See gestern ausserordentlich gut mitgespielt hatte trotz nicht zuverachtender Brise und die Windvorhersage etwas Besserung versprach, entschloss ich mich von der geschuetzter gelegenen Pedder Bay Marina mit den KIndern zu starten. Glenn hatte berichtet, dass die Pinks auch tief im Pedder Bay Fjord gefangen wurden. Das war eine sichere Option falls der Wind auffrischte. Mit 4 KIndern – 2 x 11 und 2 x 13 wollte ich kein Risiko eingehen. Die Jungs waren heiss auf Pinks und erwarteten viel Action. Nach dem gestrigen Erlebnis war ich auch sicher liefern zu koennen. Mein aelterer Sohn Ricardo war schon routiniert am Trolling Geraet. Alexander und Alec waren gerade mit mir am Nootka Sound angeln und noch voll im Drill. Owen war wohl der einzige Anfaenger – hatte aber genug Lehrer an Bord und er war ein schneller Lerner.

In der Bay schleppten ein paar Boote aber beim langsamen Vorbeifahren sahen wir keine Action. Allerdings tauchte ein halbstarker Buckelwal auf und wir stoppten eine Weile um uns dieses Spektakel anzusehen. Dann merkte ich die Ungeduld der Jungs – das Fischfieber hatte eingesetzt und keiner konnte das besser verstehen als ich! Es war starke Ebbe und die Lachse wuerden sich in Buchten und Kehrstroemungen aufhalten um die naechste Flut abzuwarten, die sie weiter Richtung ihrer Heimatfluesse (Fraser und Nebenfluesse) bringt. Wir versuchten es zuerst an der Spitze des Fjordausgangs und dem Eingang zur Race Passage. Die Ebbstroemung war dort jedoch so stark, dass wir entweder 10 km/h mit der Stroemung dahinflogen oder entgegen die Stroemung schleppten und doch rueckwaerts trieben. Das war zu hart. Wir holten ein und fuhren in die benachbarte Becher Bay. Dort war das Wasser zwar glatt wie ein Spiegel aber kein Fisch in Sicht. Ueber die aufgeregte Stimmung der Jungs legten sich erste Zweifel. SIe schauten erwartungsvoll auf mich – sie erwarteten, dass der Captain eine erfolgsbringende Entscheidung traf.

Ich entschloss alles auf eine Karte zu setzen und wieder zur Trap Shack nach Westen zu fahren. Da waren die Pinks gestern und sollten auch heute dort sein. Nach 15 Minuten waren wir da. Dort war schon eine solide Flotte von 20-30 Booten unterwegs. Und wir sahen schon einige Kescher in Aktion. Und nachdem wir die zwei Downriggerruten eingesetzt hatten, kamen auch die ersten Bisse. Die Jungs hielten einen kleinen Wettkampf ab – jeder Biss ein Versuch – wurde der Fisch gelandet (oder freigelassen) gab’s einen Positivpunkt. Auch fuer’s erfolgreiche Keschern gab’s einen Punkt. Verlor man seinen Fisch – Minuspunkt. Fuer den groessten Fisch gab’s 5 Bonuspunkte. Und fuer gepilkte Lachse gab’s 3 Punkte. Ich hatte naemlich eine Spinnrute mitgebracht und einen pinken 60g Pilker den die Jungs in der Mitte hintenraus beim Schleppen rausschmissen und pilkten. Das hatte ich noch nie versucht auf die Pinks, konnte mir aber gut vorstellen, dass das funktionierte.

Die Jungs sammelten erst einmal alle kraeftig Minuspunkte. Ich glaube keiner der ersten 10 Lachse wurde gelandet. Ich erklaerte den Jungs, dass die Pinks relativ weiche Maeuler hatten und der Haken bei den Kapriolen dicht am Boot leicht ausschlitzte wenn man sie zu hart drillte. Die Jungs waren heiss und der Wettkampfeifer ergriff sie total. So sehr, dass es sogar Materialverluste gab – eine Rutenspitze ging zu Bruch und einer meiner beiden Kescher kam nicht wieder ins Boot. Ich ermahnte zur Besonnenheit und das Ruhe und ueberlegtes Handeln am Ende mehr Erfolg bringen wuerde und weniger Verluste. Und sie sollten bald eine gute Gelegenheit bekommen, das auszuprobieren. Ich liess die Jungs das ganze Geschirr bedienen und gab nur vom Steuer aus Hinweise von wegen Tiefe oder Schnurfitz oder “Fish On” Warnungen. Als Koeder benutzten wir heute nur Kunstkoeder – einen Sandaalblinker etwas tiefer um vielleicht einen Chinook zu erwischen (ich machte mir da gar nicht so viel Hoffnung) und einen knallrosa Miniapex mit Mini-Flasher fuer die Pinks. Die meisten Pinks sprangen auch wie erwartet an den rosa Koeder. Der Blinker wurde nur hin und wieder mal beruehrt.

Als sie mal wieder an der Pilk- und einer Schlepprute beschaeftigt waren, sah ich ploetzlich wie die Blinkerrute wild nach hintengerissen wurde und Schnur schon gleich hart von der Rolle gezogen wurde. Ich rief “Fish On – big fish!” und Alec, der 13 jaehrige Nootkaveteran, und der wohl einzige Vollblutangler unter den Vieren war sogleich ‘dran und hatte Muehe die super gespannte Rute aus dem Halter zu nehmen. Alec konnte erst einmal gar nichts tun als die Rute festzuhalten und dem rasanten Schnurverlust zuzusehen. Waehrend die anderen Jungs die anderen Ruten und die Downrigger einholten, fuhr ich das Boot etwas vom Ufer und den anderen Booten weg um Alec Drillraum zu verschaffen. Der hatte immer noch nicht einen Meter zurueckgewinnen koennen und besorgte sich langsam um die weite Distanz zum Fisch.

Ich riet ihm die Bremse langsam etwas haerter zu stellen und entschloss mich den Fisch langsam hinterherzufahren. Ich warnte Alec, dass es dabei vorallem darauf ankam die Schnur straff zu halten. Der Blinker hatte nur einen Einzelschonhaken und nur ein Augenblick mit schlaffer Schnur wuerde genuegen um den Fisch zu verlieren. Alec nickte nur. Ich drehte das Boot auf Fischkurs und ermahnte Alec mit mir zu kommunizieren ob ich langsamer oder schneller fahren sollte – je nach dem wie er mit dem Kurbeln hinterherkam. Dann ging’s los! Alec machte das klasse aber ich konnte seinem Gesicht ansehen, dass sein Handgelenk vom schnellen Kurbeln schmerzte. Die anderen Jungs huepften aufgeregt um ihn herum und schrien fast vor Aufregung und feuerten Alec kraeftig an.

Ich sah ein anderes Boot Kurs auf unsere Schnur nehmen in ca. 60 m Entfernung. Der Fisch war immer noch fast 100 m horizontal draussen. Ich winkte und rief dem anderen Boot zu – sie verstanden und drehten ab. Das war geschafft! Nach einer Weile kamen wir dem Fisch naeher was der Schnureintauchwinkel anzeigte. In dem Moment musste der Fisch wohl unsere Anwesenheit gespuert oder gesehen haben und zog wieder davon. Diese Flucht war aber schon kuerzer und Gott sei Dank ging es weiter von der Kueste weg auf’s offene Meer hinaus – weg von Booten und Robben und all den gaengigen Hindernissen.

Alec war am Ende, dass konnte man sehen, er hatte nun auch Probleme mit der Centerpinrolle – irgendwie liess sich die Bremse nicht mehr leicht verstellen – spaeter stellte sich heraus, dass sich die Clickerfeder verabschiedet hatte und die Bremseinstellungsschraube blockierte. Nach gut 20 Minuten Drill bekamen wir einen ersten Blick auf unseren Widersacher. Ein fetter Brocken – ein kapitaler Ruecken – schoen marmoriert – tauchte im gruenen Wasser neben dem Boot auf. Noch viel zu tief fuer den Kescher und ich warnte Alec vor weiteren Fluchten. Die anderen 3 Jungs huepften vor Aufregung im Boot und ich ermahnte zur Ruhe. Alec bestand darauf, dass ich kescherte – nicht nur an seine Punkte denkend sondern er war nun entschlossen seinen bei weitem neuen Rekordfisch zu landen.

Der Fisch zog noch ein paar Mal unter das Boot und gefaehrlich um die Motoren herum aber ich merkte, dass er nun muede war. Alec aber auch! Als der Fisch einmal an der Oberflaeche pausierte, mit dem Kopf Richtung Boot, rief ich Alec zu nun mit aller Kraft zu ziehen und den Brocken ganz zum Boot zu schliddern. Er kam und kam naeher – ich stand mit dem Kescher tief ueber die Bordwand gelehnt und wartete auf den Moment an dem er in Kescherreichweite war. Wenn jetzt Alec nur den Zug durchhielt und dem Fisch nicht noch einmal eine Gelegenheit den Kopf zu drehen gab! Er hielt durch und ich versenkte den Brocken im Netz!

Ein fuenfstimmiger Siegesruf schallte von unserem Boot und andere Boote um uns herum hielten ihre Daumen hoch. Geschafft, nach einer halben Stunde Drill hatten wir einen reichlich 25 pfuendigen Chinook auf die Planken gelegt. Die Jungs waren aus dem Haeuschen! Alec strahlte nur gluecklich und staunte ueber den kapitalen Lachs zu unseren Fuessen. Ich schoss das momentane Siegerfoto mit allen vier Jungs und machte langsam wieder das Geschirr klar. Der erfolgreiche Blinker, trotz stabiler Edelstahlkonstruktion, war ganz schoen verbogen und verdreht. Der Nootkakiller konnte es also auch in Sooke.

Die naechste Zeit gingen wieder eine Menge Pinks an beide Koeder und die Jungs waren wieder mit ihrem Punktesystem beschaeftgt. Ich setzte nun auch die Spinnrute mit dem Pilker wieder ein. Die Jungs hatten nicht viel Vertrauen in diese Methode und daher auch nicht viel Geduld beim Pilken, bis Alec den ersten rasanten Biss daran hatte. Was fuer ein Spass das war – ohne Flasher, direkt an der Oberflaeche mit direkter Fuehlung zum Fisch. Die Pinks machten richtig Radau an der Spinnrute und sprangen mehrfach aus dem Wasser. Es war schwer mit dieser Methode einen Pink wirklich zu landen – die allermeisten gingen irgendwann im spektakulaeren Drill verloren. Aber dafuer gab es ja auch gleich 3 Punkte wenn man tatsaechlich mal einen landete. Die drei wechselten sich nun an der Spinnrute ab.

Da nun die Flut in vollem Gange war und wir einen langen Weg zur Heimmarina hatten, beschloss ich mit der Stroemung langsam Richtung Marina zu schleppen. Die Pinks schienen nun ueberall zu sein und es gab noch ein paar Chinook-Hot Spots auf dem Wege. Die Jungs merkten gar nicht viel vom Stellungswechsel – waren zu beschaeftigt mit ihrem Wettkampf und 3 Ruten in regelmaessiger Aktion. Nach einiger Zeit drueckte uns die Stroemung in die Becher Bay hinein und das Echolot war hier fast komplett voll mit Signalen. Hier mussten riesige Kleinfischschwaerme sein und die Raeuber waren sicher nicht weit! Was dann kam spottet jeder Beschreibung. Wir landeten mitten in einem Lachsfressrausch und alle drei Ruten waren ploetzlich gleichzeitig beladen – trotz der 3 unterschiedlichen Tiefen. Der Pilker wurde schon beim Eintauchen attackiert und wenn die Jungs einen Pinklachs am Pilker ans Boot brachten, folgten 3 oder 4 weitere Pinks ihrem Kollegen und dem besetzten Koeder bis ans Boot heran. Die Jungs kamen gar nicht mehr dazu die anderen beiden Ruten an den Downrigger ins Wasser zu lassen sondern liessen die Koeder nur an der Oberflaeche treiben bis Sekunden spaeter wieder ein Pink an den Koeder sprang. Etliche Fische gingen verloren aber einige kamen auch ins Boot und ich hatte alle Haende voll zu tun sie zu versorgen und zu verstauen.

Es war der reine Wahnsinn! Die Jungs waren aus dem Haeuschen! Sowas haette sich keiner von ihnen vorstellen koennen – ein Lachs nach dem anderen. Ich schaltete den Motor fuer eine Weile ab und liess sie nur pilken. Dann waren wir wohl abgedriftet und es wurde wieder etwas ruhiger. Ich schaffte es nun die Blinkerrute wieder am Downrigger einzusetzen und steuerte das Boot wieder auf den Buchteingang hin. Da loeste ploetzlich die Blinkerrute aus und Schnur zog ab. Chinookbiss! Ricardo war an der Reihe und drillte einen kraeftigen Fisch. Gekonnt beherrschte mein Grosser schon das Spiel mit Schnurgeben und Schnurnehmen. Es herrschte wieder einen gespannte Aufregung auf dem Boot und die Jungs raeumten die restlichen Ruten und Rigger ab um die Landung vorzubereiten. Nach einer Weile brachte Ricardo den Fisch zum Boot. Ein wunderschoen gezeichneter Teener Chinook tauchte aus der Tiefe auf und konnte bald darauf von mir gekeschert werden.

Wieder wurde lauthals yahoot und abgeklatscht. Gut gemacht Ricardo – ein schoener 13 Pfuender! Wer haette das gedacht – beim harmlosen Pinkfischen – zwei schoene Chinooks! Es ist eben beim Angeln alles moeglich und das macht dieses Hobby ja auch so reizvoll! Bei der Gelegenheit zaehlten wir mal die Beute in der Fischtruhe. Die war schon rappelvoll gefuellt! Wir hatte 5 Lizenzen an Bord – 4 Lachse pro Lizenz – also 20 waren erlaubt. Wir hatten 18. Also 2 mehr und dann wuerde Schluss sein. Wir schleppten weiter Richtung Marina und Owen drillte bald darauf einen Pink an der Apexrute waehrend ich entschlossen war nun auch mal einen Lachs zu pilken.

Ploetzlich ruckte es hart an der Spinnrute in meiner Hand und ich war am Fisch. Ich staunte wie kraeftig die Pinks an diesem leichte Geschirr kaempften und hatte meinen Spass an diesem Drill. Die Jungs kescherten meinen Fisch – beziehungsweise er sprang regelrecht in den Kescher und mitsamt Owens letztem Pink waren wir am Limit. Als wir alles verstaut hatten und fertig zur Abfahrt waren, schaute ich in die Runde und sah nur glueckliche Kinderaugen. Alle strahlten von Backe zu Backe und bedanken sich fuer dieses Erlebnis. Ihnen war sogar den finale Punktestand egal – jeder haette gewonnen heute, meinten alle einstimmig – und das von diesen sonst ehrgeizigen Hockey und Fussballspielern! Aber sie waren sich auch einig, dass Alec insgesamt der Gewinner war mit seinem kapitalen Chinook. Ich erzaehlte ihnen, dass wir einen Mones Cup (Kombination unserer Familiennamen) mit Trophaee einfuehren wuerden und Alex von Nootka und Alec von Sooke heute die ersten Anwaerter waeren. Das gefiel den Jungs – der Mones Cup war geboren.

Ich hatte ueber eine Stunde zu filetieren und als ich zu Hause ankam, war ich fix und fertig nach den 2 Tagen angeln. Hatte aber auch unausloeschbare wundervolle Erlebnisse gehabt und meinen Boss und 4 Kinder gluecklich gemacht. Besser geht’s nicht – ausser natuerlich einen Tyee fuer mich! Aber dafuer kam ja bald unser Jungstrip nach Port Hardy im Norden der Insel!

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Wie immer- toller Bericht, tolle Bilder. Vielen Dank.
Die glücklichen Gesichter der Kinder sprechen Bände :]
 
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